Tierrechtler Peter Singer: Du sollst sie nicht töten
Spätestens seit Charles Darwins Evolutionstheorie wissen wir, dass dem Menschen gewiss keine Sonderstellung in der belebten Natur zukommt. Dennoch erheben wir uns, nicht zuletzt auf Basis religiöser Lehren, immer noch gerne über andere Geschöpfe und maßen uns an, ihnen Gewalt anzutun und sie zu „benutzen“. Mit welchem Recht eigentlich? Diese Frage stellte der australische Moralphilosoph Peter Singer vor 40 Jahren in seinem berühmten Standardwerk „Animal Liberation“ („Die Befreiung der Tiere“) – und wurde damit zu einem Pionier aller Tierrechtsbewegungen.
Eine Kernaussage des Buches lautete: Viele Menschen sind „Speziesisten“: So wie Rassisten eine Diskriminierung nach Hautfarbe legitimieren wollen und Sexisten eine solche nach Geschlechtern, erachten Speziesisten eine Art – den Homo sapiens – für wertvoller als andere Tierarten. Das jedoch sei vernünftig nicht zu argumentieren, so Singer, der in Wien geboren wurde und mit seiner Familie 1938 nach Australien emigrierte. Denn die Frage sei nicht etwa, ob der Mensch über einen größeren Verstand verfüge oder seine Zukunft besser planen könne als ein Hund oder ein Schwein. Die zentrale Frage sei jene nach der Leidensfähigkeit eines Lebewesens – und da bestünden keine Unterschiede. Wenn man dies akzeptiere, verbiete sich in logischer Konsequenz aber der Verzehr von Tieren ebenso wie die Mehrzahl der Tierversuche.
Hat sich unsere Einstellung zu Tieren generell geändert und inwieweit hat sich deren Situation verbessert?
Wie steht Singer, der als „einflussreichster zeitgenössischer Philosoph“ bezeichnet wird, heute zu seinen Forderungen? Sind womöglich viele davon inzwischen erfüllt, worauf etwa viel strengere Regeln für Tierversuche in der Wissenschaft hindeuten? Hat sich unsere Einstellung zu Tieren generell geändert und inwieweit hat sich deren Situation verbessert? Haben Tiere inzwischen mehr „Rechte“? Darüber debattiert Peter Singer am Samstag dieser Woche gemeinsam mit prominenten österreichischen Philosophen im Naturhistorischen Museum Wien im Rahmen einer von profil und profil wissen mitorganisierten Veranstaltung. Zu Beginn wird Singer eine Bilanz über „40 Years of Animal Liberation“ ziehen.
Details zur Veranstaltung
18. Juni, 15.30 Uhr, Vortragssaal des Naturhistorischen Museums Wien, 1010 Wien, Maria-Theresien-Platz. "40 Years of Animal Liberation", ein Vortrag von Peter Singer, in englischer Sprache, mit anschließender Podiumsdiskussion. ab ca. 16:30 Podiumsdiskussion mit Peter Singer (Princeton University), Kurt Remele (Universität Graz), Herwig Grimm (VetMed Universität Wien), Claudia Schorcht (Harald Fischer Verlag, Erlangen), Erwin Lengauer (Universität Wien) gültige Eintrittskarte ins NHM erforderlich Besuch der Vorträge frei Anmeldung: [email protected]