Wissenschaft

Top-Uni Innsbruck: Im Hauptquartier der Quantenforschung

In der Quantenphysik liegt Österreich an der Weltspitze. An der Universität Innsbruck bauen Forschende Quantencomputer und erkunden exotische Materiezustände. Ein Besuch im Labor.

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Thomas Monz öffnet die Tür zum Labor, und man betritt ein Wunderland der Physik. Mächtige Regalsysteme beherrschen die Räume des Backsteinbaus. Die Regale sind vollgepackt mit optischen Linsen, Spiegeln, Spulen, Lampen, Kameras und Kabeln, die in bunten Büscheln herabhängen. Nur Fachkundige vermögen eine logische Abfolge in der Anordnung all der in rötlichem Licht glänzenden Optiken zu erkennen, auf die in Experimenten Laserstrahlen gerichtet werden.

Ein Bildschirm zeigt farbige Kügelchen, aufgereiht wie Perlen auf einer Kette. Das seien einzelne Atome, eingefangen und sichtbar gemacht mithilfe der Apparaturen im Labor, erklärt Thomas Monz, Experimentalphysiker an der Universität Innsbruck (Foto am Beginn des Artikels). Die Atome dienen als Quantenbits, kurz Qubits. Es sind die Grundbausteine eines Quantencomputers, Basis für eine Rechenoperation.

Das Experimentalphysiklabor am Campus Technik der Universität Innsbruck, eine knappe halbe Stunde von der Innenstadt entfernt, ist ein historischer Ort. Hier führte Anton Zeilinger ab Mitte der 1990er-Jahre die ersten Versuche zur Teleportation durch, die als „Beamen“ weltberühmt wurden. Und hier entwarfen Zeilingers Kollegen Rainer Blatt und Peter Zoller vor einem Vierteljahrhundert Prototypen der allerersten Quantencomputer.

Damals handelte es sich um Grundlagenforschung, und auch heute interessieren sich die Physikerinnen und Physiker für die fundamentalen Fragen ihres Fachs: Wirft ein Atom einen Schatten? Reagiert es auf sein Spiegelbild? Solche Fragestellungen untersuchen Monz und sein Team mit modernsten Lasern. Derlei Forschungsinteressen klingen abstrakt – doch genau solche Ansätze waren es, die vor genau 100 Jahren die Quantenmechanik begründeten.

Die Suche nach der Natur des Lichts

Die größten Physiker der damaligen Zeit, darunter Max Planck, Albert Einstein, Niels Bohr und Werner Heisenberg, gingen einer vermeintlich simplen Frage nach: Was ist eigentlich Licht? Ab Beginn des 20. Jahrhunderts suchten sie Antworten, gebaren Ideen und stritten leidenschaftlich darüber. Sie alle lieferten Zutaten zur epochalen Quantentheorie, die Heisenberg 1925 formulierte und die enthüllt, wie unsere Welt im Innersten funktioniert.

Heuer, zum 100. Jubiläum des bahnbrechenden Wurfs, wird das internationale Jahr der Quantenphysik begangen, aufgrund der geistigen Leistungen ihrer Begründer, aber auch wegen der eminenten Bedeutung: Kein Handy, kein Fernseher, keine Solarzelle wäre in Gebrauch, hätten sich vor 100 Jahren nicht brillante Theoretiker in die Frage nach der Natur des Lichts verbissen. Das Konzept des Quantencomputers knüpft sich ebenfalls unmittelbar daran.

Alwin Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft