Der Anteil der Katholikinnen und Katholiken in Österreich fällt wahrscheinlich noch heuer unter 50 Prozent.
Gesellschaft

Ungläubige in Österreich: Eine wachsende Gruppe ohne Stimme

Konfessionsfreie Menschen stellen in naher Zukunft die größte Gruppe in Österreich. Warum werden sie nicht in Entscheidungen eingebunden?

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Es gibt viele Gründe, einer Religionsgemeinschaft nicht angehören zu wollen. Manche Menschen wollen den Mitgliedsbeitrag sparen, andere fühlen sich von Missbrauchs- und sonstigen Skandalen abgestoßen. Wieder andere neigen zwar der Spiritualität zu, mögen sich aber nicht auf eine konkrete Gottheit und das zugehörige Regelwerk festlegen. Eine weitere Personengruppe vertritt folgende Auffassung: Wir haben Respekt vor gläubigen Menschen, aber für unser Leben ist die Frage nach der Existenz eines höheren Wesens bedeutungslos; wir benötigen keine Religion als moralischen Kompass; zudem ist jede rationale Erklärung der Welt und ihrer Phänomene plausibler als eine religiöse und völlig ausreichend.

So verschieden die Positionen sind, diese Menschen eint, dass sie konfessionsfrei leben. Es handelt sich nicht um eine exotische Randgruppe, sondern um ein breites und ständig wachsendes Segment der Gesellschaft. Einige aktuelle Zahlen dazu werden vielleicht überraschen, besonders zwei sich abzeichnende Wendepunkte. Erstens: Die römisch-katholische Bevölkerung Österreichs wird bald keine Mehrheit mehr stellen. Zweitens: In wenigen Jahren werden konfessionsfreie Menschen die größte Gruppe sein.

Diese Vorhersagen stammen vom Datenwissenschafter Balázs Bárány, der sich auch im Humanistischen Verband Österreich engagiert, einer säkular orientierten Bewegung, die sich für eine faktenbasierte, naturwissenschaftliche Weltsicht sowie eine Ethik einsetzt, die ohne religiösen Bezug auskommt. Bárány zieht für seine Modellrechnungen offizielle Zahlen über die Glaubenszugehörigkeit heran und rechnet Trends aus der Vergangenheit fort.

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft