Verschwörungsmythen: Der Stammbaum der Impfgegner
Derzeit schwenken sie auch russische Fahnen. Diese kontrastieren zwar inhaltlich mit den „Freiheit!“-Taferln, die von der Impfgegnergemeinde bei allen Aufmärschen getragen werden, aber was soll’s. Dort passt schließlich vieles nicht zusammen: Die rechten Recken und ihre Führer passen nicht zu den tirilierenden Esoterikerinnen, die Christen mit den großen Metallkreuzen auf der Brust heben sich von den Hippies mit ihren Jutetaschen ab, und die vielen Kleinbürgerehepaare in Lodenmänteln, die es an diesen Wochenenden nach Wien verschlägt, passen ohnehin nicht in Demonstrationszüge.
Aber das stört niemanden in diesen Marschkolonnen, denn sie alle sind in ganz großer Mission unterwegs: zur Verhinderung der „Corona-Diktatur“. Aufmärsche von mehr als 40.000 Menschen gibt es auch in Wien nur selten. Noch bemerkenswerter waren die 17.000 Demonstranten in Graz und die 9000 in Bregenz. Etwa ein Viertel der österreichischen Bevölkerung sympathisiert laut Umfragen mit den Demonstrationen der „Maßnahmengegner“, 15 Prozent könnten sich vorstellen, selbst daran teilzunehmen.
Die absolute Mehrheit dieser Impfgegner glaubt an die Wirkung der Homöopathie (60 Prozent) oder meint, „dass gesunder Menschenverstand wichtiger ist als wissenschaftliche Studien“ (54 Prozent). Zwei von drei sind felsenfest davon überzeugt, „dass Wissenschafter mit Politik und Wirtschaft unter einer Decke stecken“, so eine im vergangenen Herbst veröffentlichte Studie des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien.
Solches Denken übersetzt sich zunehmend in Politik. Bei den oberösterreichischen Landtagswahlen im September 2021 erreichte die Impfgegnerpartei MFG auf Anhieb 6,2 Prozent, obwohl die FPÖ im selben Stimmenteich fischte. Im Jänner 2022 holten die Impfgegner bei den Gemeinderatswahlen im niederösterreichischen Waidhofen/Ybbs sogar 17 Prozent. Wie in Oberösterreich kamen die meisten MFG-Stimmen von der ÖVP. Viele glauben, einen Zusammenhang zwischen der für viele Experten unverständlichen Öffnungspolitik der türkis dominierten Bundesregierung und diesen Wahlergebnissen zu erkennen – immerhin finden im nächsten Frühjahr Landtagswahlen in Niederösterreich statt.
„Krankheiten, die man erträgt, kommen im nächsten Leben als besondere Schönheit in der Körperlichkeit zum Vorschein.“
Vergangene Woche erzielten die Impfgegner ihren bisher wohl wichtigsten Erfolg: Bei den Wiener Ärztekammer-Wahlen stimmten zwölf Prozent der niedergelassenen Allgemeinmediziner für die ebenfalls kandidierende MFG. Bei den angestellten Fachärzten in den Spitälern waren es immerhin sechs Prozent.
Wie kam es zu dieser Allianz von Rechtsradikalen und Esoterikern, von besorgten Müttern und verschrobenen Zauseln? Wieso verschlägt es selbst Ärzte in Kreise, in denen sonderbaren Wunderheilern mehr vertraut wird als der Wissenschaft?
Seit sie ernsthaft betrieben wird, muss sich Wissenschaft gegen Irrlehren und Aberglauben wehren. Die Gegner und ihre Methoden wechselten. Im 16. und 17. Jahrhundert war es meist von der Religion legitimierte „Volkswut“, die sich grausam auslebte.
Ein prominentes Beispiel ist die Familie des Astronomen Johannes Kepler, des Entdeckers der Planetenbahnen. Kepler, er lebte damals gerade als Landvermesser in Linz, erhielt im Dezember 1615 die Nachricht, gegen seine 70-jährige Mutter werde in Heilbronn ein Hexenprozess vorbereitet: Sie habe Menschen auf geheimnisvolle Weise krank gemacht. Kepler ritt sofort in seine Heimat und hielt vor Gericht eine der ersten großen Reden der Wissenschaft gegen den Aberglauben: „Dass Breitelspacher lahme Glieder hat, dass Bastian Mayers Frau gestorben, dass die Zieglerin offene Schenkel hat und dass dem Oswald Zangen ein Kalb verendet ist – daraus werden keine wahrhaftigen Hexentaten abzuleiten sein.“
Kepler bekam seine Mutter tatsächlich frei, diese starb aber kurz darauf an den Folgen der schrecklichen Haftbedingungen.
Insgesamt wurden in Europa rund 60.000 Menschen, mehrheitlich Frauen, bei lebendigem Leib verbrannt, gevierteilt oder zu Tode gefoltert, um sie zu Geständnissen zu zwingen, sie seien mit dem Teufel im Bund. Auf dem Gebiet des heutigen Österreich fielen etwa 1000 Menschen diesem frühen Verschwörungsglauben zum Opfer.
Der Humanist Erasmus von Rotterdam grollte: „Wenn ich tausend Münder hätte, eine erzene Stimme, könnte ich doch alle Erscheinungen von Blödheit nicht aufzählen.“
Die Blaupause für die Impfdebatte unserer Tage ist jene über die Pockenimpfung. Sie wurde bis zur endgültigen Ausrottung der Pocken geführt, also etwa 200 Jahre lang. Die Pocken waren eine gefürchtete Infektionskrankheit. Jahrhundertelang starben daran etwa ebenso viele Menschen wie heute an Krebs. Ein Heilmittel gab es nicht, 30 Prozent der mit dem Virus Infizierten gingen oft qualvoll zugrunde. Johann Wolfgang von Goethe erkrankte als Kind, überlebte aber. Goethes Sohn August starb 1830 in Italien an diesen „Blattern“. Der Meister selbst war ein glühender Befürworter der Impfung, die es damals seit fast 100 Jahren gab, die aber nach wie vor heftig umstritten war.
Ab etwa 1730 war in Europa Impfwilligen nach einer in China erprobten Methode Wundsekret von Pockenkranken in die Haut geritzt worden. Etwa drei Prozent der so „Inoculierten“ starben an der Impfung. Andere hatte mildere Impffolgen oder erkrankten mit bewältigbarem Krankheitsverlauf. Viele waren immunisiert. Die Todesrate wurde damit um den Faktor zehn gesenkt.
Die „Inoculation“ stieß besonders in Europas Herrscherhäusern auf Interesse, in denen man um die Dynastie fürchtete. Sechs von Maria Theresias 16 Kindern erkrankten wie auch sie selbst an den Pocken, drei starben. Maria Theresia forcierte also die „Inoculation“: Sie zahlte den Ärzten mit den meisten Impfungen Prämien und ließ ihre Namen in der „Wiener Zeitung“ abdrucken. Die Begeisterung des Volkes hielt sich dennoch in Grenzen: Eine Impfung sei ein Eingriff, den Gott so nicht gewollt habe, wurde argumentiert – ein Motiv, das von nicht wenigen Impfgegnern heute gegen die Covid-Vakzination angeführt wird.
Ausgerechnet Immanuel Kant, der große Denker der Aufklärung, schlug sich damals auf die Seite der Impfgegner. Sein Argument: Die „Vorsehung“ verhindere durch Kriege und Seuchen die Überbevölkerung. Man dürfe ihr nicht in den Arm fallen. Kant revidierte seine Meinung, nachdem sich eine neue Impfmethode als wirksamer und ungefährlicher als die Inoculation erwiesen hatte. Entwickelt hatte sie der englische Arzt Edward Jenner. Jenner führte ab 1796 Impfungen mit dem Pustelsekret von an Kuhpocken Erkrankten durch, einer eher harmlosen Infektion, die beim Melken übertragen wurde. Ab 1802 wurden im Hof des Wiener Allgemeinen Krankenhauses die ersten Massenimpfungen nach Jenners Methode durchgeführt. In den folgenden vier Jahren gab es in Wien keinen einzigen Pockenfall mehr. Nun sprach man nicht mehr von Inoculation, sondern von Vakzination (Vacca ist das lateinische Wort für Kuh).
Kaiser Franz wagte es dennoch nicht, eine Impfpflicht einzuführen, er gab dem religiös bedingten Widerstand nach. 1805 fiel Tirol nach der Schlacht bei Austerlitz als Teil von Napoleons Beute an das ebenfalls besetzte Bayern. Und da in Bayern wie in Frankreich Impfpflicht herrschte, galt diese nun auch in Tirol. Das brachte nach dem Verbot einiger religiöser Bräuche und anderen Zwangsmaßnahmen das Fass zum Überlaufen. Der Kapuziner Joachim Haspinger, Sprachrohr des Rebellenführers Andreas Hofer, wetterte von der Kanzel, es stehe dem Menschen nicht zu, sich so in den Plan Gottes einzumischen. Mit der Pockenimpfung werde den braven katholischen Tirolern „ketzerisches Denken“ eingepflanzt.
Heutige Impfgegner, die vermuten, Bill Gates wolle ihnen einen Chip einpflanzen, hatten also frühe „Vordenker“ im Bergland Tirols. Die von Hofer geführten Freischärler gewannen einige Gefechte, errichteten in Innsbruck eine Art katholische Taliban-Herrschaft, wurden aber nach einigen Monaten niedergerungen.
Mit der neuen Impfmethode hatte man die Pocken nun einigermaßen im Griff. Sie brachen wegen der Vernachlässigung von Auffrischungsimpfungen erst in den 1860er-Jahren wieder massenhaft aus, der deutsch-französische Krieg von 1870/71 trug zur weiteren Verbreitung des Virus bei. In Wien starben 1872, bei einem Drittel der heutigen Einwohnerzahl, mehr als 5000 Menschen an den Pocken und im Jahr darauf noch einmal 3000 an der Cholera.
Im neuen deutschen Kaiserreich erließ Kanzler Otto von Bismarck 1874 eine Impfpflicht. Sie war äußerst wirksam, hatte aber eine politische Langzeitfolge: Erstmals organisierten sich nun Impfgegner und Feinde der aufstrebenden medizinischen Wissenschaft. Ihre Klubs und Vereine sortierten sich in zwei Strängen, die bis heute sichtbar sind:
- Auf der einen Seite die „Völkischen“, die gegen die „verjudete Medizin“ und ihre Errungenschaften ankämpften. Heute würde man sie als Rechtsradikale bezeichnen. Einer ihrer prominentesten Vertreter war der Nationalökonom Eugen Dühring, der einen „Sozialismus des arischen Volkes“ predigte und damit auf den entschlossenen Widerstand von Friedrich Engels stieß.
- Daneben agitierten Vertreter der neuen Lebensreformbewegung gegen die Wissenschaften: Naturheilkundler, Vegetarier, Turner, Nudisten, Esoteriker, Homöopathen. Künstler und Literaten sammelten sich am Monte Verità nahe Ascona, einer Art Landkommune. Gemeinsam waren ihnen das Unbehagen über das Tempo, in dem sich die Welt veränderte. Modernisierung war für sie nicht Fortschritt, sondern Verfall. Infektionskrankheiten wie den Pocken erliege nur, wer durch unnatürliches Leben geschwächt sei, lehrten sie.
In manchen Persönlichkeiten fielen die beiden Tendenzen zusammen, etwa in Rudolf Steiner, dem Begründer der „Anthroposophie“. Steiner predigte wirren esoterischen Unsinn („Krankheiten, die man erträgt, kommen im nächsten Leben oftmals als besondere Schönheit in der Körperlichkeit zum Vorschein“) und war gleichzeitig ein veritabler Antisemit: „Das Judentum hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte.“
1899 trafen sich Impfgegner und Naturheiler in Berlin zu ihrem ersten internationalen Kongress, bei dem 220 Vereine aus ganz Europa vertreten waren. „Den Vorsitz führt Professor Dr. Paul Förster, der bekannte antisemitische Reichstags-Abgeordnete“, meldete das in Wien erscheinende „Deutsche Volksblatt“ am Eröffnungstag ehrfürchtig. Österreich-Ungarn entsandte einen christlichsozialen Reichsrats-Abgeordneten zum Kongress, auch er bekannt für antisemitische Tiraden. Der ebenfalls geladene Berliner Bürgermeister blieb demonstrativ fern.
Anders tickte sein Wiener Amtskollege Karl Lueger, der den Naturheilern und Impfgegnern die Volkshalle des Wiener Rathauses für Großveranstaltungen zur Verfügung stellte, selbst aber gegen die „Impfpanik“ agitierte, durch die es „mehr Todesfälle als durch die Blattern selbst“ gebe.
„Gift und Jud tut selten gut“, reimte Julius Streicher, Herausgeber des antisemitischen Hetzblatts „Der Stürmer“, und meinte damit Impfungen, die er für die Erfindung jüdischer Ärzte hielt.
Ab den 1930er-Jahren setzten die Nationalsozialisten die Naturheilkunde der „jüdischen Schulmedizin“ entgegen. Reichsärzteführer Gerhard Wagner forderte alle Ärzte auf, sich mit Heilmethoden jenseits der Schulmedizin zu beschäftigen. Es gab sogar bald einen Begriff dafür: „Neue deutsche Heilkunde“. Spitzenrepräsentanten der Nazis wie SS-Chef Heinrich Himmler und Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß waren Anhänger der Naturheiler und Impfgegner.
Die Linie änderte sich mit den Kriegsvorbereitungen: Schlachtfelder sind kein Ort für Homöopathen, und Hitler-Deutschland wollte sich die Wehrmacht nicht durch Infektionskrankheiten schwächen lassen. Impfungen gab es immerhin schon gegen Pocken, Diphtherie, Cholera und Tetanus.
Die Nazis fügten der wissenschaftlichen Medizin durch deren grauenvolle Pervertierung durch KZ-„Ärzte“, durch Menschenversuche und Euthanasieprogramme und durch die Vertreibung oder Ermordung Hunderter Spitzenmediziner unermesslichen Schaden zu. 60 Prozent der niedergelassenen Ärzte und 50 Prozent der an der Fakultät lehrenden Professoren verloren ihre Befugnis. Es dauerte fast ein halbes Jahrhundert, bis der Output an wissenschaftlichen Publikationen durch die Wiener Medizin-Uni wieder den internationalen Durchschnitt erreicht hatte. Heute liegt er deutlich darüber.
Während der NS-Zeit hatte auch in Österreich die nie abgeschaffte Bismarck-Impfpflicht gegolten, 1945 wurden die deutschen Gesetze aufgehoben. Als die Impfpflicht 1948 wieder eingeführt wurde, protestierte niemand: Man wollte angesichts der katastrophalen Lage die beste Medizin haben, Impfstellen gegen Diphtherie und Typhus wurden gestürmt.
Das größte Umdenken bewirkte aber ein ganz besonderes Medikament: Penicillin. Die Alliierten hatten das Antibiotikum schon im Krieg zur Verfügung, in den Nachkriegsjahren wurde es in Europa als Wundermittel bestaunt. Es ließ sich gegen Wundinfektionen, Meningitis, Typhus, Ruhr und sogar verschiedene Geschlechtskrankheiten einsetzen.
Wenige Jahre später kam die Schluckimpfung gegen die gefürchtete Kinderlähmung auf den Markt, wodurch diese Viruserkrankung zumindest in Europa binnen weniger Jahre ausgerottet werden konnte. Polio, Diphtherie, Pocken eingedämmt, andere Infektionskrankheiten hatte man durch die neuen Antibiotika im Griff – war das nun das Ende der Zweifel an der evidenzbasierten Medizin?
Mitnichten. Ein Grund dafür, warum die Menschen der Wissenschaft neuerlich und trotz all ihrer Erfolge mit Skepsis begegneten, war wohl ausgerechnet der Umstand, dass die medizinische und pharmazeutische Industrie großen Aufschwung nahm – und als „Big Pharma“ ein neues Feindbild bot. Impfgegner zogen nun einfach die Erfolge der Vakzinationen in Zweifel: Die Kinderlähmung habe in Wahrheit durch die bessere Hygiene ihren Schrecken verloren, behaupteten sie. Um dieselbe Zeit erschienen im deutschsprachigen Raum zudem Sachbücher, die Pharma- mit Kapitalismuskritik paarten und damit auch neue Publikumsschichten erschlossen. Man darf davon ausgehen, dass sich in dieser Zeit eine ziemlich hartnäckige Wissenschaftsphobie in manchen Köpfen festsetzte.
Die nach Steiners Konzepten gegründeten Waldorf-Schulen waren seit den 1990er-Jahren oft Ausgangspunkt von Masern-Epidemien, weil „anthroposophisch“ lebende Eltern ihre Kinder nicht mehr impfen ließen. Im Nationalrat machte sich die Bundessprecherin der Grünen Madeleine Petrovic für den „alternativen Krebsheiler“ Ryke Geerd Hamer stark, einen gemeingefährlichen Scharlatan. Heute engagiert sich Petrovic folgerichtig in der Gruppe „Grüne gegen Impfpflicht und 2G“.
Die „medizinische Philosophie“ dieser grünen Impfgegner laut Manifest: „Künftig soll nicht mehr die einzelne Krankheit, sondern die Gesundheit der Menschen insgesamt im Mittelpunkt stehen.“ Ganz ähnlich sahen es die Naturheiler und Lebenskultur-Reformer des späten 19. Jahrhunderts, die individuelle Prophylaxe und Therapie durch „ganzheitliche Heilung von Körper und Geist“ ersetzen wollten und lebensbedrohende Krankheiten mit Kaltwasser-Klistieren und warmen Wickeln bekämpften.
Mögen auch Demonstranten ihres Schlags die Mehrheit der Marschierer stellen – den Ton geben die Rechten vor, weil sie über die entsprechenden Medien verfügen. Das Magazin „Wochenblick“, der Linzer TV-Sender AUF1 oder die Identitärenplattform „Info-Direkt“ versorgen die Szene mit einschlägigen Behauptungen. Sie alle stehen in Kontakt mit der FPÖ, die sie auch großzügig mit Inseratengeld versorgt, wie eine profil-Recherche im Vorjahr ergab.
Einer der zentralen Verschwörungstheorien in der Szene der Wissenschaftsgegner ist jene vom „Great Reset“. Sie geht etwa so: Eliten, Pharmakonzerne oder dunkle Mächte (womöglich alle drei), haben sich verschworen, um eine neue Weltordnung unter ihrer Kontrolle zu schaffen. Entsprechend Geneigte fantasieren sich an dieser Stelle die Juden dazu. Die Covid-19-Pandemie sei das Vehikel zu dieser Machtübernahme, das sei die erste Phase der „Corona-Diktatur“. Es sei alles perfekt geplant. Jeder, der das leugne, erkenne die Gefahr nicht oder stecke mit diesen „Eliten“ unter einer Decke, wie etwa die „Lügenpresse“.
Gewürzt werden solche „Theorien“ mit medizinischen Schauergeschichten: In den Impfstoffen seien Glassplitter, um die Zellwände aufzuschneiden, sie veränderten die Gene, auch Wurmeier habe man in den Spritzen gefunden. Alles Unsinn: Mitautor Christoph Zielinski, Onkologe und Herausgeber eines wissenschaftlichen Journals zur Krebsforschung, beschreibt in diesem Buch eindrucksvoll, wie genau und vielfach kontrolliert der Weg zu neuen medizinischen Erkenntnissen und Medikationen ist.
Der Oxford-Professor David Robert Grimes versuchte Verschwörungstheoretiker mit einem mathematischen Modell zu überzeugen. Er wies nach, dass an einem Vernebelungsprojekt „Mondlandung“ – Zweifler glauben, sie sei 1969 im Studio nachgestellt worden – 400.000 Menschen beteiligt sein müssten. Selbst bei großer Verschwiegenheit aller Informierten – Grimes nahm nur eine undichte Stelle pro Jahr an – würde die Sache nach spätestens 3,7 Jahren platzen. Das Geheimhalten eines hochwirksamen Krebsheilmittels, auch das eine beliebte Verschwörungstheorie, bedürfte der Beteiligung von 714.000 Mitarbeitern in acht verschiedenen Pharma-Konzernen; nach 3,1 Jahren würde die Existenz des Wundermittels durchsickern.
Die Rechnung machte auf die Zweifler wenig Eindruck.
„Wenn ich tausend Münder hätte, könnte ich doch alle Erscheinungen von Blödheit nicht aufzählen.“