Wissenschaft

Vor 50 Jahren: Die erste Nachricht von der Erde an Außerirdische

Im November 1974 setzten Astronomen die berühmte Arecibo-Message ab. Was wurde aus der Botschaft an die Aliens?

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Es war ein feierlicher Moment. Rund 200 Menschen kamen an diesem Novembertag im Arecibo-Observatorium in Puerto Rico zusammen. Sie wollten einem historischen Moment beiwohnen: dem Abschicken der ersten Nachricht an Außerirdische.

Vor 50 Jahren, am 16. November 1974, rauschte die Botschaft hinaus ins All, übertragen von einem leistungsstarken Radio-Transmitter, den das Teleskop besaß. Die Nachricht erlangte als „Arecibo-Message“ Berühmtheit und enthält Informationen über uns Erdlinge sowie unseren Heimatplaneten – für den Fall, dass eine fremde Zivilisation sie empfangen, entziffern und daraus Informationen gewinnen kann.

Die Nachricht besteht aus einem binären Code: aus einem Strang aus Nullen und Einsen, 1679 Bits lang, übertragen bei 2380 Megahertz. Sie beinhaltet Zahlen, die wichtigsten Atome und Bausteine des Lebens, Daten über unsere Erbsubstanz DNA und deren Doppelhelix-Struktur, Abbildungen des Menschen und Angaben über unsere Position im Sonnensystem. So sieht die ikonische Nachricht aus:

Verfasser war der berühmte und vor zwei Jahren im Alter von 92 Jahren verstorbene Astronom Frank Drake. Er hatte schon früher Entwürfe für solche Nachrichten angefertigt und sich für die Frage interessiert, wieviele außerirdische Zivilisationen es wohl geben könnte. Er schätzte die Zahl damals auf rund 10.000.

Warum fand dann noch nie eine Kontaktaufnahme statt? Weil Aliens, so es sie denn gibt, vermutlich sehr, sehr weit weg sind und es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass alle zur selben Zeit ein ähnliches technische Niveau erreicht haben, das es erlaubt, solche Nachrichten abzusenden sowie sie zu empfangen und zu entschlüsseln. Mit all seinen Überlegungen zu dem Thema gilt Frank Drake als ein Pionier der Astrobiologie, der Erforschung extraterrestrischen Lebens.

Eine sehr lange Reise durchs All

Die Arecibo-Message hatte ein klares Ziel: Einen Sternenhaufen namens Messier 13 im Sternbild Herkules. Dass wir noch nicht wissen, ob jemand da draußen die Nachricht aufgeschnappt und korrekt gedeutet hat, ist kein Wunder: Drakes Botschaft hat eine Zustellzeit von 25.000 Jahren – obwohl sie mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist und somit annähernd 300.000 Kilometer pro Sekunde abspult.

Doch die Distanz ist gewaltig, und gemessen an kosmischen Maßstäben ist unser Brief gerade erst abgeschickt worden. Das Radiosignal reist seit 50 Jahren durch den Kosmos und hat in dieser Zeit knapp zehn Billionen Kilometer zurückgelegt. Wenn es in 24.950 Jahren bei Messier 13 einlangt, wird es auf eine bereits veränderte Welt treffen: Viele der Tausenden Sterne werden sich bis dahin bereits außerhalb der Route des Signals befinden.

Selbst wenn einer der verbleibenden Sterne, auf denen gleichsam eine Postzustellung möglich ist, von Lebewesen bewohnt wird, die etwas mit einem Radiosignal anfangen können, und selbst wenn diese umgehend antworten, muss die Menschheit weitere 25.000 Jahre auf die Rückmeldung warten. Wird es dann überhaupt noch Menschen geben? Und wenn, auf welchem technischen Standard?

Arecibo-Observatorium

Von dieser Station in Puerto Rico wurde 1974 die Nachricht mittels Radiowellen ins All geschickt. Das Observatorium ist heute außer Betrieb und teilweise zerstört.

Hier zeigt sich das grundlegende Dilemma aller Versuche, mit Aliens ins Gespräch zu kommen: Sie sind wahrscheinlich verdammt weit weg, wie Drake schon vor Jahrzehnten korrekt bemerkt hatte. Heute kennen wir Tausende Exoplaneten: Planeten in anderen Sonnensystemen, die um ihren Stern kreisen wie die Erde um die Sonne, manche von ihnen in der sogenannten habitablen Zone, die – rein theoretisch – Leben nach irdischem Muster erlauben könnte.

Manche Exoplaneten sind ein paar Dutzend Lichtjahre entfernt, andere Tausende. Ein potenzieller Nachrichtenaustausch sprengt somit alle menschlichen Zeitskalen bei Weitem. Hinzu kommt bei aller durchaus hohen Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht alleine im Universum sind, noch ein Problem. Sagen wir, eine unserer Botschaften trifft auf einem besonders heißen Kandidaten für außerirdisches Leben ein: Belebt heißt aber längst nicht, dass es sich um ähnlich entwickelte Zivilisation handelt. Vielleicht gibt es Lebewesen, aber im Stadium von Bakterien, ähnlich wie in der Frühzeit der Erde, die viele Stufen ihrer Evolution erst vor sich haben.

Ebenso denkbar, dass Zivilisationen existierten, die deutlich weiter entwickelt waren als wir Menschen, aber ihren Zenit längst überschritten oder sich sogar ausgelöscht haben, bevor die Nachricht eintrifft.

Dass zwei Zivilisationen genau zum richtigen Zeitpunkt ihrer Entwicklung aus den jeweils passenden Winkeln des Kosmos und über gigantische Distanzen hinweg beiderseits verständliche Botschaften austauschen, ist also nicht besonders wahrscheinlich.

Die Angst vor den bösen Aliens

Sollen wir aber überhaupt versuchen, Kontakt aufzunehmen? Es gibt durchaus auch Gegner interstellarer Nachrichten. Sie meinen, wir könnten damit womöglich bösartige Aliens anlocken, die dann eines Tages über uns herfallen. Andererseits: Wir schicken ununterbrochen Licht ins All – sogenannte Technosignaturen, die die moderne Zivilisation unentwegt produziert.

Umgekehrt schlugen bisher auch Versuche fehl, Nachrichten von Aliens einzufangen. Das legendäre SETI-Projekt mit dem Zweck, Signale potenzieller außerirdischer Intelligenzen zu erhaschen, beging soeben auch ein Jubiläum: Es wurde vor 40 Jahren gegründet. Auch in dem Fall blieb die Mailbox leer.

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft