Zyklus-Apps im Test: Mehrheit nicht zuverlässig
Eine Zyklus-App am Handy einer Frau ist heutzutage genauso üblich wie Instagram oder WhatsApp. „Clue“, „Flow“ oder „MyNFP“ heißen Applikationen, mit deren Hilfe man seine fruchtbaren Tage tracken und berechnen kann, wann die nächste Periode kommt.
13 von 18 Zyklus-Apps fallen im Test durch
Ihr Versprechen? Den eigenen Zyklus kennenlernen oder Hilfe bei der Kinderplanung bekommen. Diese Apps sollen von Wissenschaftler:innen und Gynäkolog:innen entwickelt und getestet worden sein. Besonders vertrauenswürdig sind die meisten davon jedoch nicht, wie ein Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) in Zusammenarbeit mit Stiftung Warentest zeigt. Geprüft wurden 18 der bekanntesten Zyklus-Apps – zehn für das Betriebssystem Android und acht für iOs.
Nur fünf der 18 Apps sollen zuverlässig sein. Besonders überraschend: Die bekannte „Flo”-App, die fast drei Millionen Mal heruntergeladen wurde, schneidet besonders schlecht ab. Auch der „Menstruations-Kalender“ und „Premom“ sind nicht zufriedenstellend. Wenig zufriedenstellend sind etwa „Ovy“, „Drip“ oder „MyNFP“.
Der Grund für die hohe Durchfallquote ist simpel: Ein weiblicher Zyklus lässt sich nämlich nicht „einfach so“ berechnen. Bekannte Applikationen wie „Flo“ sollen ihre Berechnungen laut dem VKI lediglich an Mittelwerten früherer Zyklen berechnen und seien deshalb „völlig unzureichend“. Fruchtbare Tage, sowie Zykluslängen können von Monat zu Monat stark variieren.
Was Fitness-Ziele mit Perioden gemeinsam haben
Auch der Datenschutz wird von den Betreibern vieler Zyklus-Apps nicht allzu ernst genommen: „Zur Berechnung des Zyklus sind von den Nutzerinnen persönliche Daten notwendig. Die App sollte Nutzerinnendaten sparsam erheben. Bedauerlicherweise mussten wir feststellen, dass es bei allen Apps Mängel zu beanstanden gab“, bilanziert Angela Tichy, Projektleiterin vom Verein für Konsumenteninformation.
Besonders aufgefallen ist erneut die App „Flo” – die ihre Nutzerinnen etwa fragt, was ihr „Fitness-Ziel“ ist oder was sie an ihrem Sexualleben ändern möchten – diese Informationen sind für ein Tracking des Zyklus nicht notwendig. Mit besonderen Sicherheitsmängel fällt „MyNFP“ auf - und erlaubt beispielsweise Passwörter wie 1234 und besonders viele Anmeldeversuche.
Zyklus lässt sich nicht „berechnen“
Sollten Sie nun also alle Zyklus-Tracking-Apps von Ihrem Handy löschen? Nicht zwingend. „Wie das Ergebnis des Tests zeigt, können Apps zur Familienplanung und Verhütung nützlich sein. Wichtig ist, dass es sich bei der zugrundeliegenden Methode um die symptothermale Methode handelt und diese auch korrekt angewendet wird“, erklärt Tichy gegenüber profil.
Apps, die als durchschnittlich bewertet wurden, rechnen Zyklen nicht lediglich aus, sondern setzen auch symptothermale Methoden - hierbei soll die Frau morgens Körpertemperatur messen, um zu überprüfen, wie sich diese vor und nach dem Eisprung verändert. Auch der Zervixschleim sollte vor und nach dem Eisprung beobachtet werden – ist dieser flüssig und klar, befindet man sich kurz vor dem Eisprung, sobald er zäh ist, ist der Eisprung vermutlich vorbei. Eine genaue Beratung bekommen Sie jedoch von Ihrem/Ihrer Gynäkolog:in.