Faktencheck: Bei Fußis Behauptungen zu Babler ist Vorsicht angebracht

Im Interview teilt Fußi gegen die marode Wasserversorgung in Andreas Bablers Heimatgemeinde aus. Aber steht es um die Wasserleitungen in Traiskirchen wirklich so schlecht?

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Die Wasserleitung in Traiskirchen läuft nur mehr auf halben Druck. Wenn es da einen Großbrand gibt und da gibt es Fälle von Unternehmen, die mich kontaktiert haben, die gesagt haben, das ist nicht gescheit gelöscht worden. Weil die Feuerwehr gesagt hat: „Wir dürfen das nicht ganz aufdrehen“.

Rudi Fußi

krone.tv, 22.11.2024

Falsch

Er wolle Andreas Babler nur helfen, beteuere der PR-Berater Rudi Fußi zum Start seiner Kampagne um den SPÖ-Parteivorsitz. Seither arbeitet er sich beinahe täglich mit neuen Behauptungen am amtierenden SPÖ-Chef ab, der nach einer Wahlniederlage eine Dreierkoalition mit ÖVP und NEOS anstrebt. Fußi will das verhindern, und er lässt dabei wenig aus.

Babler sei ein Stalin-Versteher, Babler hätte als Jäger von Jagdgebieten der öffentlichen Hand profitiert und so weiter. Vergangene Woche erklärte Fußi im „Krone-Talk”, in Bablers Heimatstadt Traiskirchen seien die Wasserleitungen derart defekt, dass im Falle eines Großbrandes für die Feuerwehr nur halb soviel Wasser aus den Schläuchen käme.

Der Wasserleitungsverband der Triestingtal- und Südbahngemeinden, der auch die Region Traiskirchen versorgt, ist von der profil-Anfrage überrascht. Man könne keinen Druckverlust in den Leitungen nachvollziehen. Zwar können im Rahmen von Reparatur- oder Erneuerungsarbeiten einzelne Wasserleitungen von Straßenzügen abgesperrt werden, aber das nur örtlich und zeitlich beschränkt. „Das Gemeindegebiet Traiskirchen wird, so wie die gesamte Region, konstant mit ortsüblichem Wasserdruck von dreieinhalb bis sechs bar versorgt”, erklärt der Verband per Mail auf profil-Anfrage. Ein Druckverlust im Gesamtnetz sei nicht messbar.

Im Zuge der Recherche hat profil mit mehreren Feuerwehrleuten aus Traiskirchen gesprochen. Die Behauptung, dass sie durch Druckverlust der öffentlichen Wasserleitungen bei den Löscharbeiten eingeschränkt würden, kommentieren sie als absoluten „Unsinn“. Der Feuerwehrkommandant vom Abschnitt Traiskirchen, Brandrat Oliver Stocker, ist seit 20 Jahren bei der Feuerwehr und berichtet, er habe noch nie Probleme bei der öffentlichen Löschwasserzuleitung miterlebt.

Für kleine Brände kann die Feuerwehr auf mobile Wasserreservoirs ihrer Löschfahrzeuge zurückgreifen. Für die Bekämpfung von Großbränden, wie beispielsweise in der Semperit-Anlage 2021, werden zudem mehrere Feuerwehren mit entsprechenden Löschwägen zugerufen. Neben dem Einsatz des eigenen Wassers der Feuerwehr werden bei Großereignissen die öffentlichen Hydranten angezapft. Für den Fall, dass zum Zeitpunkt eines Großbrandes keine Hydranten verfügbar sind oder die Wasserleitungen einer Straße gesperrt sind, können Feuerwehren zum nächstgelegenen Hydranten überbrücken oder sich alternativer Quellen (Teiche oder Swimmingpools) bedienen.

Dass die Feuerwehr ihre Löschfahrzeuge nicht immer auf vollen Druck bedienen kann, liegt laut Feuerwehrkommandant Stocker am eigenen Gerät. Es gebe Situationen wo Schläuche zu lang sind, die entsprechende Pumpenleistung nicht ausreiche oder die Maschinen schlichtweg defekt sind. Da könne es durchaus zu einem Druckverlust während den Löscharbeiten kommen, woraufhin die Feuerwehr ihre Einsatztaktik wechsle. Dass das Grundproblem im Traiskirchner Wasserleitungsnetz steckt, kann er ausschließen.  

Was ebenfalls gegen Fußis Behauptung spricht: Nicht einmal der politischen Opposition im rot regierten Traiskirchen ist der schlechte Zustand der örtlichen Wasserleitungen aufgefallen. Gemeinderat und Baumeister Sebastian Makoschitz-Weinreich (ÖVP) kritisiert zwar die öffentliche Infrastruktur wie Straßen und Kanäle, aber dass die Wasserleitungen nur auf halben Druck liefen, ist selbst für den Baumeister neu.

Auf profil-Anfrage erklärt Fußi seine Behauptungen auf Aussagen eines Traiskirchner Unternehmers stützen, der von einem Brand im Jahr 2019 betroffen war. Der betroffene Unternehmer, der anonym bleiben will, möchte indes die Angelegenheit gegenüber profil nicht kommentieren.

Es gibt noch zahlreiche weitere fragliche Behauptungen, die aktuell kursieren. Etwa, ob Fußi wirklich 14.000 Unterschriften von SPÖ-Mitgliedern beisammen hat, wie er aktuell behauptet. Doch das lässt sich derzeit schlicht nicht überprüfen. Selbst wenn Fußi diese Unterschriften offenlegen würde (was er aktuell nicht tut), hat profil keine Möglichkeit zu klären, ob diese Personen auch SPÖ-Mitglieder sind. Im Übrigen weiß auch Fußi nicht mit Gewissheit, ob alle seine Unterstützer Parteimitglieder sind. Das wird erst die Wahlkommission der SPÖ klären können, sobald Fußi die Listen übergeben hat.

Fazit

Es gibt keinen Beleg dafür, dass es derzeit zu wenig Druck auf Traiskirchens Wasserleitungen gibt. Fußi beruft sich auf Nachfrage auf einen nicht bestätigten Fall aus dem Jahr 2019, tut aber so, als würde das Problem auch aktuell bestehen. Nach Information des örtlichen Wasserversorgers kann ein Druckverlust nur aufgrund von Bauarbeiten (örtlich und zeitlich beschränkt) auftreten – das ist aber kein Traiskirchner Phänomen. Laut Feuerwehr kam es zu keinen Einschränkungen von Einsätzen. Die Behauptung von Fußi ist also falsch.

Kevin Yang

Kevin Yang

seit November 2024 im profil Digitalressort.