Das nicht ganz so große Jobwunder in Bablers Traiskirchen
„Ich habe selber in meiner Lebensgeschichte zig Tausende Arbeitsplätze in meiner Stadt mit dem Strukturwandel neu geschaffen, gleichzeitig gut Betriebe angesiedelt.“
Unbelegt
Bis 2002 haben in Traiskirchen mehr als 800 Menschen in der Semperit-Reifenfabrik gearbeitet. Doch dann wurde das Werk geschlossen und die Produktion nach Osteuropa verlegt. Im Laufe der vergangenen Jahre ist Traiskirchen „der Sprung von der ehemaligen Industriestadt zur modernen Gewerbe-, Dienstleistungs- und Innovationsstadt gelungen“, steht auf der Gemeindewebsite. Ein Erfolg, den sich der SPÖ-Bundesparteivorsitzende und Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler auf die Fahne heften will, wie er im oe24-Interview sagt.
Vor allem in den Jahrzehnten bis zur Jahrtausendwende prägte die Semperit-Reifenfabrik die Traiskirchner Wirtschaft. Seit diese aber geschlossen wurde, sind es vor allem Gastronomiebetriebe und Geschäfte des Einzelhandels, die in der Auflistung der Gemeinde mit über 20.000 Einwohnern quantitativ hervorstechen.
Im Jahr 2014, als Andreas Babler Traiskirchner Bürgermeister wird, gibt es laut Statistik Austria in Traiskirchen 1325 Arbeitsstätten und 7109 Beschäftigte. Sieben Jahre später – die aktuellste Arbeitsstättenzählung der Statistik Austria datiert aus dem Jahr 2021 – sind es 1545 Unternehmen und 8122 Beschäftigte. Das ergibt ein Plus von 1013 Beschäftigten seit Andreas Babler Traiskirchner Bürgermeister ist.
Woher kommen nun aber die zigtausenden neuen Arbeitsplätze, von denen im oe24 TV Interview die Rede ist? Wörtlich sagte Babler: „Ich habe selber in meiner Lebensgeschichte zig Tausende Arbeitsplätze in meiner Stadt mit dem Strukturwandel neu geschaffen, gleichzeitig gut Betriebe angesiedelt.“ Einen Tag darauf druckte Oe24 das Interview auch in der Zeitung ab, dort ist dann von „10.000 Arbeitsplätzen“ die Rede – offenbar ein Transkriptionsfehler.
So oder so: Babler hat von mehreren tausend Jobs gesprochen, die in seiner Amtszeit geschaffen worden sein sollen.
Das Team von Andreas Babler weicht auch auf Rückfrage nicht von Bablers vermeintlichen wirtschaftspolitischen Erfolg auf Gemeindeebene ab: „Es wurden in den letzten Jahren mehrere tausend Arbeitsplätze geschaffen – genauen Wert kann ich Ihnen nicht sagen, aber ein Plus ist eindeutig erkennbar.”
Ein Beleg, etwa in Form einer Statistik, wurde auch auf mehrmalige Nachfrage nicht übermittelt. Exemplarisch verweist das Team von Andreas Babler auf Betriebsansiedelungen wie etwa im Industriegebiet Süd – hier haben sich große Firmen angesiedelt wie zum Beispiel ein Post Verteilerzentrum, REWE Fleischzerlegung, Sene Cura oder die Semperit Revitalisierung. Auch die Wiener Netze haben einen Standort nach Traiskirchen verlegt, Andreas Babler kommentierte die rund 90 dadurch entstandenen neuen Arbeitsplätze im Jahr 2018 als „größte Betriebsansiedelung in der jüngeren Stadtgeschichte.“
Zahlen, Daten und Fakten, die die zig Tausenden neuen Arbeitsplätze belegen könnten, gibt es nicht. Viel mehr dürften es mehrere hundert sein. Aktuellere Zahlen zum Traiskirchner Arbeitsmarkt – für das Jahr 2022 – wird die Statistik Austria im Sommer veröffentlichen.
Belegt ist aber der Anstieg der Kommunalsteuer – der Arbeitgeber hat diese an die Kommune abzuführen, als Bemessungsgrundlage dient der Bruttolohn der Arbeitnehmer – der Gemeinde Traiskirchen. Denn: Von rund 4,5 Millionen Euro im Jahr 2014 ist diese auf prognostiziert 7,8 Millionen Euro für das Jahr 2024 angestiegen. Damit möchte die SPÖ die Aussage der zig tausend Jobs stützen. Ganz so einfach ist das aber nicht, schließlich sind auch die Bruttolöhne im Laufe der vergangenen zehn Jahren angestiegen.
Fazit
Das Team von Andreas Babler konnte keine genaue Zahlen zu den Beschäftigten nennen und auch das AMS Niederösterreich führt eine solche Statistik nur auf Bezirksebene. Die einzigen Werte, die es gibt – die Beschäftigtenzahlen der Arbeitsstättenzählung der Statistik Austria – widersprechen Bablers Zahlen. Denn: Zwischen 2014 und 2021 gab es in Traiskirchen ein Plus von 1013 Beschäftigten, keinesfalls aber mehrere tausend. Bablers Aussage ist somit unbelegt.