Nein, die Wiener Polizei schoss nicht auf einen Migranten
Austrian Police open fire on ‚underage migrant‘ driving stolen car. (Deutsch: Österreichische Polizei schießt auf ‚minderjährigen Migranten‘, der ein gestohlenes Auto fährt.)
Falsch
Es gibt Nachrichten, die man kaum glauben kann, weil sie so spektakulär sind. Manche davon werden von den gängigen „Mainstream-Medien“ aber partout nicht berichtet. Das liegt meistens daran, dass seriöse Medien ihre Meldungen noch einmal überprüfen, bevor sie sie publizieren.
„Infowars“, das einflussreiche Fake-News-Portal des texanischen Radiomoderators und weltweit führenden Verschwörungsmythen-Verbreiters Alex Jones, macht es anders, und teils sogar spektakulär anders: Am Montag berichtete das Portal, das monatlich von etwa 10 Millionen Menschen besucht wird, gleich ganz oben auf seiner Startseite von einem dramatischen Polizeieinsatz in Wien: „Austrian Police open fire on ‚underage migrant‘ driving stolen car“. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hätten Polizeibeamte demzufolge bei einer Verkehrskontrolle in Wien in Notwehr auf einen Fahrer geschossen, der mit einem gestohlenen Fahrzeug unterwegs gewesen sei und sein Alter später mit 14 Jahren angab. Zum Beleg postete das Portal ein Augenzeugenvideo. Es stammt von dem französischen Rechtsradikalen-Portal „Fdesouche“ und zeigt heftiges, schwer verständliches Geschrei - und ein französisches Polizeiauto. Auch das Geschrei klingt, so gesehen, durchaus frankophon.
Fazit
Das Rätsel wird zum Glück gleich in der Originalquelle gelöst, auf die „Infowars“ auch brav verlinkt. Spätestens dabei hätte deren Ursprung auffallen können: Die Aufnahmen stammen aus der Stadt Vienne, die knapp südlich von Lyon im französischen Departement Isère in der Region Auvergne-Rhones-Alpes liegt, also etwa 922 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt. Auch die von „Infowars“ zitierte Staatsanwältin Audrey Quey arbeitet, wie zahlreiche Online-Quellen bestätigen (darunter eine Webseite des französischen Justizministeriums), zweifellos in Südwestfrankreich. Aber manchmal muss es halt einfach schnell gehen im Fake-News-Geschäft.